Flesh and BoneTänzer sind Krieger. Für ihren Traum geben sie alles. Sie kämpfen gegen sich, gegen die Konkurrenz und gegen hohe Erwartungen. Die US-Serie "Flesh and Bone" erzählt die dunkle Geschichte einer junge Ballerina. Mehr...

Flesh and Bone: Ballett zwischen Inzest und Intrigen
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Die überdramatisierte US-Ballettserie "Flesh and Bone" hat nach nur einer Staffel schon wieder ausgetanzt. Lohnen sich die acht Episoden dennoch?

Tänzer sind Krieger. Für ihren Traum geben sie alles. Sie kämpfen gegen sich, gegen die Konkurrenz und gegen hohe Erwartungen. Vor allem aber setzen sie ihre Gesundheit aufs Spiel - und am Ende vielleicht sogar ihr Leben.

Es ist eine düstere Ballettwelt, in die "Breaking Bad"-Autorin Moira Walley-Beckett die Zuschauer mit ihrer achtteiligen Serie "Flesh and Bone" entführt. Die Produktion entstand für den kleinen US-Bezahlsender Starz, der sich mit TV-Hits wie "Spartacus", "Black Sails" und "Outlander" einen Namen gemacht hat. Anders als zunächst geplant wird das Tanzdrama nach der kurzen ersten Staffel nicht fortgesetzt: Zu hoch waren die Produktionskosten, zu niedrig die Einschaltquoten.

Nach acht Episoden ist Schluss

Wer sich also auf die Geschichte um die junge Ballerina Claire Robins (Sarah Hay, "Black Swan") einlässt, muss sich vorab über eines im Klaren sein: Nicht alle Handlungsbögen werden zufriedenstellend abgeschlossen. Das über einstündige Staffelfinale taugt aber durchaus als Serienfinale, das die Hauptstory sehr kryptisch und bedeutungsschwanger beendet.

Das zeichnet sich schon von Beginn an ab. Zwar ist "Flesh and Bone" einerseits darum bemüht, einen realistischen Alltag der Balletttänzer aufzuzeigen: Hartes Training, blutende Füße, Abhängigkeit von Drogen und Schmerzmitteln und der hohe psychische Druck werden mit expliziten Bildern thematisiert. Doch gleichzeitig bringt vor allem die Figur des neurotischen Obdachlosen Romeo (Damon Herriman) eine märchenhafte, fast schon surreale Komponente ins Spiel.

Irgendwo zwischen Spinner und Prophet wird er für die zunächst hilflose und naive Claire zur festen Konstante im grauen, bedrohlichen Großstadtdschungel von New York. Die junge Frau hat ihr Zuhause in Pittsburgh inklusive kaputter Familienverhältnisse hinter sich gelassen, um nach einer Zwangspause doch noch Karriere als Ballerina zu machen.

Krankes Verhältnis zum eigenen Körper

Trotz fehlender Bühnenerfahrung kann sie beim Vortanzen für die American Ballet Company überzeugen. Diese wird von dem exzentrischen und machthungrigen Paul Grayson (grandios fies: Ben Daniels) geleitet, der vollen Körpereinsatz und absolute Perfektion von seinem Ensemble fordert. Claires großes Potenzial erkennt er sofort. Doch das hindert ihn nicht daran, seinen neuen Schützling gleich mal ins Bett mit einem wichtigen Geldgeber zu schicken. Schließlich muss die neue Saison finanziert werden!

Als wäre das Thema Sex nicht schon problematisch genug für Claire: Mit ihrem gewalttätigen Bruder Bryan (Josh Helman) verbindet sie ein inzestuöses Verhältnis, das sie immer wieder einholt. Ihre traumatische Vergangenheit liegt wie ein dunkler Schatten auf Claires Seele. Ihre Wut und Verzweiflung richtet sie gegen sich selbst: Sie fügt sich Schmerzen zu, lässt ihren Körper bluten und stellt ihn im Stripclub des russischen Mädchenhändlers Sergei (Patrick Page) zur Schau. Vermutlich macht sie aber genau diese krankhafte Beziehung zu ihrem eigenen Körper zu einer solch leidenschaftlichen Ballerina.

Ihr Talent trifft auf viel Neid: In der Company gönnt sich keiner den Erfolg. Vor allem die alternde Prima Ballerina Kiira (Irina Dvorovenko) fühlt sich von Claire bedroht und intrigiert vom ersten Tag an gegen sie. Von Mitbewohnerin Mia (Emily Tyra), eine weitere Kolegin, gibt es ebenfalls nur giftige Kommentare zu hören. Immerhin die wohlhabende Daphne (Raychel Diane Weiner) begegnet Claire freundschaftlich, führt sie aber gleichzeitig ins gefährliche Rotlichtmilieu ein.

Mit viel Sex auf Zuschauerfang

Egal ob Zickenkrieg in der Company oder das Räkeln an der Stange - beides kommt nicht ohne altbekannte Klischees aus. Die Stripclub-Storyline scheint ohnehin nur Anlass für möglichst viele Nacktszenen mit der Hauptdarstellerin. Diese wären in diesem Übermaß definitiv nicht nötig gewesen. Starz geht aber bekanntlich gerne mit viel Sex auf Zuschauerfang.

Dabei macht die US-Amerikanerin Sarah Hay, die als Halbsolistin an der Semperoper in Dresden tanzt, in ihrer ersten großen Rolle auch angezogen eine hervorragende Figur. Mit Irina Dvorovenko und Sascha Radetsky ("Center Stage") sind im Cast weitere professionelle Tänzer zu finden, die ihre Charaktere sehr authentisch wirken lassen. Mit solch einer begabten und vielseitigen Besetzung ließen sich für "Flesh and Bone" tolle Choreografien umsetzen.

Mit knapp einer Stunde Laufzeit pro Folge findet die Serie genügend Zeit, die aufwendigen Tanzeinlagen nicht nur in kurzen Ausschnitten zu zeigen. Besonders in der Finalfolge kommen Ballett-Liebhaber bei ausgiebigen Bühnensequenzen voll auf ihre Kosten. Gerade als "Flesh and Bone" so richtig Spaß zu machen beginnt und dramaturgisch an Fahrt gewinnt, fällt bereits der letzte Vorhang für das dunkle Drama. Das führt zum Zuschauer-Frust: Das Schicksal vieler Figuren bleibt unklar. Drohende Konflikte und Bedrohungen verpuffen als heiße Luft. Schade!

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  • Rezension zu: Flesh and Bone: Staffel 1
  • Redaktionswertung:

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