Max GiesingerQuarterlife Crisis nennt man es wohl, wenn sich ein Endzwanziger ernsthafte Gedanken über sein Leben macht - mit planloser Ungewissheit vor Augen. Immer im Umbruch, in Bewegung und am Grübeln ist auch Songwriter Max Giesinger. Mehr...

Max Giesinger auf dem Sprung
© Klaus Sahm

Im Umbruch: Auf seiner zweiten CD "Der Junge, der rennt" gibt sich Max Giesinger rockiger und monotoner.

Quarterlife Crisis nennt man es wohl, wenn sich ein Endzwanziger ernsthafte Gedanken über sein Leben macht - mit planloser Ungewissheit vor Augen. Was die Zukunft wohl bringt? Was wird in zehn Jahren sein? Wird sich auch nur ein großer Lebenstraum erfüllen? Oder nimmt der graue Alltag irgendwann jeden gefangen und das Glück bleibt auf der Strecke?

Der 27-jährige Songwriter Max Giesinger scheint sich seit seinem per Crowdfunding finanzierten Debüt "Laufen lernen" ähnliche Fragen gestellt zu haben. Seinen Traum von einer Musikkarriere aufzugeben kam für den ehemaligen "The Voice Of Germany"-Kandidaten aber nie in Frage. Für sein neues Album "Der Junge, der rennt" beendet er sein Dasein als unabhängiger Indie-Künstler und steht jetzt bei BMG Rights Management unter Vertrag. Ein bisschen Netz und doppelter Boden im unsicheren Musikgeschäft kann nichts schaden.

Romantisches Duett mit Elif

Auch wenn er damit wieder einen kommerzielleren Pfad einschlägt als zuletzt, lässt sich Max keineswegs verbiegen. Ganz im Gegenteil: Die hitverdächtige und äußerst radiokompatible Vorab-Single "80 Millionen" bleibt die gefälligste Nummer der Scheibe. Natürlich gibt es noch weitere potenzielle Song-Kandidaten zum Auskoppeln, etwa das gemeinsame Duett mit Elif ("Ins Blaue") oder das stadiontaugliche "Roulette". Doch so melodiös wie auf dem Erstling geht es lange nicht mehr zu.

Giesinger reduziert diesmal vor allem die Strophen, die monotoner ausfallen ("Für dich, für mich", "Nicht anders gelernt") und so mehr die Texte in den Mittelpunkt rücken. Der Albumtitel ist Programm: Es geht um den ständigen Umbruch im Leben, das gelegentliche Chaos, die Ungewissheit, das regelmäßige Scheitern und letztlich die Suche nach dem Glück.

Die eigene Rast- und Orientierungslosigkeit, seine Sehnsucht nach Freiheit und der Flucht aus dem stressigen Alltag besingt Max im Titelsong und dem fast schon chansonesken "Melancholiker". In "Wenn sie tanzt" behandelt er dagegen das Schicksal einer alleinerziehenden Mutter: Dieser bleibt nur die Musik, um ihrer schwierigen Realität zu entfliehen.

Geschichtenerzähler mit markanter Röhre

Max beweist sich erneut als fähiger Geschichtenerzähler: Er fängt melancholische, sehnsüchtige, aber auch hoffnungsvolle Gedanken und Momente aus dem Leben ein, mit denen sich vermutlich jeder identifizieren kann. Seine Texte packt er mit seiner eingespielten Band in ein recht rockiges und ansprechendes Pop-Gewand ("Barfuß und allein", "Die guten Tage strahlen"). Hier und da setzen ein paar Keyboardsounds und Beats elektronische Akzente.

Vielleicht weil die nachhaltigen Melodien diesmal fehlen, werden die Mitsing-Chöre und "Yeah"-Einschübe etwas strapaziert. Beides wirkt oft aufgesetzt und macht die Titel eher belangloser als griffiger. Zum Glück punktet Max genau in solchen Augenblicken mit seiner markanten Stimme.

Aus einigen der neuen Songs wird er mit seiner ausdrucksstarken Röhre sicher noch mehr herauskitzeln können, wenn er sie live auf der Bühne präsentiert. Ende September startet die Tour zu "Der Junge, der rennt" in Nürnberg (hitchecker.de berichtete).

Link: www.maxgiesinger.de

Veröffentlichung am 08.04.2016 (BMG Rights Management - Sony Music)

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  • Rezension zu: Max Giesinger: Der Junge, der rennt
  • Redaktionswertung:

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