Im Drama "Nur einziges Leben" geht der junge Jo ein großes Risiko ein, um während des Zweiten Weltkrieges jüdischen Flüchtlingen zu helfen.
Die Welt befindet sich anno 1942 im Ausnahmezustand. In einem kleinen Dorf in den französischen Pyrenäen scheinen die Schrecken des Krieges aber immer noch nicht angekommen zu sein. Doch die Naturidylle trügt und soll auch bald durch ungebetene Gäste gestört werden. Als sich eine Gruppe deutscher Soldaten im Ort niederlässt, ist die Bedrohung plötzlich allgegenwärtig.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Hirtenjunge Jo (Noah Schnapp), der noch vor Ankunft der Nazis Bekanntschaft mit einem Fremden im Wald macht. Wie sich bald herausstellt, handelt es sich dabei um einen jüdischen Flüchtling namens Benjamin. Dieser versteckt sich bei seiner Schwiegermutter Horcada (Anjelica Huston) in einem abgelegenen Bauernhof.
Eine riskante Flucht
Die beiden gewähren auch zahlreichen jüdischen Kindern Unterschlupf. Benjamin will sie über die Berge nach Spanien schmuggeln. Er hofft auch auf ein baldiges Wiedersehen mit seiner Tochter Anya, von der er getrennt wurde. Als Jo aus Neugier herausfindet, was auf Horcadas Anwesen vor sich geht, wird er kurzerhand zum Komplizen. Fortan erledigt er Einkäufe für die Witwe und behält ihr Geheimnis wie versprochen für sich.
Doch dann tauchen die Deutschen auf, durchsuchen alle Häuser und kontrollieren die Grenzübergänge. Zum Glück gehört aber auch Jos Großvater (Jean Reno) zu Horcadas Verbündeten. Er kennt einen Unterschlupf für Benjamin und die Kinder, die es zeitnah in Sicherheit zu bringen gilt. Mit einem riskanten Plan sollen die Soldaten ausgetrickst werden. Wird alles gut gehen?
Märchenhafte Filmparabel
Bei einer Geschichte mit Holocaust-Thematik bleibt dies natürlich eine rein rhetorische Frage. Doch das britisch-belgische Drama "Nur ein einziges Leben" von Regisseur Ben Cookson ist darum bemüht, die junge Zielgruppe des Streifens nicht mit zu vielen Schreckensszenarien zu überfordern.
Der Jugendroman "Warten auf Anya" von Autor Michael Morpurgo wurde für die große Leinwand als märchenhafte Filmparabel inszeniert. Diese appelliert zum Zusammenhalten und zu Menschlichkeit – auch und gerade in düsteren Zeiten. Rettungsaktionen wie in "Nur ein einziges Leben" fanden während des Zweiten Weltkrieges tatsächlich so ähnlich statt: Französische Zivilisten verhalfen Tausenden von Juden zur Flucht nach Spanien und riskierten dabei ihr eigenes Leben.
Kindlich-naive Perspektive
Das Drehbuch von Cookson und Toby Torlesse folgt den Ereignissen um die fiktiven Figuren der Buchverfilmung aus der kindlich-naiven Perspektive des Protagonisten. Jo handelt meist aus dem Bauch heraus. Er muss keine Details über den Krieg und all seine Grausamkeiten kennen, um genau zu wissen, was richtig und was falsch ist. In keiner Sekunde zögert er zu helfen, weil er etwa um seine eigene Sicherheit fürchtet. Zumindest zu Beginn scheint er alles noch als Spiel und großes Abenteuer zu empfinden.
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Hinter dieser Sichtweise steckt einerseits ein schöner Gedanke: Gäbe es nur Kinder auf der Welt, würde es vielleicht überhaupt keine Kriege geben. Doch dieser Ansatz bricht den schwierigen Stoff gleichzeitig auf eine sehr eindimensionale Ebene herunter und kann ihm daher nicht ausreichend gerecht werden.
Thomas Kretschmann überzeugt
Prominentes Personal wie Anjelica Huston und Jean Reno wirkt sichtlich unterfordert. "Stranger Things"-Star Noah Schnapp ist die Hauptrolle dagegen wie auf den Leib geschrieben. Er spielt die großen Stars an seiner Seite glatt gegen die Wand. Auch Thomas Kretschmann überzeugt als deutscher Offizier, der nicht etwa einen typischen Klischee-Nazi verkörpern muss.
Der Soldat hat das Herz am rechten Fleck, begegnet den Dorfbewohnern mit großer Freundlichkeit. Seine kompromisslose Ehrlichkeit gegenüber Jo, seine Zweifel und seine Verzweiflung berühren. Doch in den entscheidenden Momenten bleibt die Figur ein feiger Mitläufer – oder in anderen Worten: ein Erwachsener, den die Angst am Handeln hindert.
Sehenswert ist "Nur ein einziges Leben" aber nicht nur wegen der guten Darstellerleistungen. Die wunderschönen Naturaufnahmen und der stimmungsvolle Score von James Seymour Brett lassen ebenfalls inhaltliche Schwächen verschmerzen. Für junge Zuschauer eignet sich der Film dennoch zum vorsichtigen Heranführen an ein wichtiges Thema, das danach hoffentlich im weiteren Gespräch mit den Eltern oder im Schulunterricht vertieft wird – ganz ohne "Märchenweichspüler".
"Nur ein einziges Leben": Veröffentlichung am 11. März 2021 auf DVD und Blu-ray (EuroVideo Medien GmbH)
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